Veränderungen des Riechvermögens sind ein häufiges Symptom von COVID-19. Studien deuten darauf hin, dass bis zu 85 % der mit SARS-CoV-2 infizierten Personen ein gewisses Mass an Geruchsverlust aufweisen. Ein Teil der Betroffenen hat noch Monate oder sogar Jahre nach der Genesung von COVID-19 mit diesen Problemen zu kämpfen. Vor allem Long COVID Betroffene leiden neben anderen Symptomen häufig auch unter Geruchsstörungen.
Zu den Symptomen gehören sowohl der Verlust des Geruchsinns (Anosmie) als auch Geruchsverzerrungen (Parosmie). Diese anhaltenden sensorischen Probleme beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich, weshalb wirksame Behandlungsmethoden sowohl dringend benötigt werden.
In diesem Blogbeitrag gehen wir kurz darauf ein, wie COVID-19 zu Geruchsstörungen führen kann. Ausserdem stellen wir die potenziellen Vorteile von Kochsalz und Kortikosteroid-haltigen Nasensprays zur Vorbeugung und Behandlung von Geruchsstörungen vor.
In einem zweiten Blog fassen wir die Ergebnisse von vier Studien zusammen, die verschiedene pharmakologische Interventionen auf ihren Nutzen bei Geruchsstörungen untersuchen.
Mechanismen hinter der COVID-19-induzierten Geruchsdysfunktion
Es wird angenommen, dass die durch COVID-19 verursachte Geruchsstörung auf die Interaktion des Virus mit den Geruchsrezeptorneuronen (ORN) in der Nasenhöhle zurückzuführen ist.
Diese Neuronen spielen eine Schlüsselrolle bei der Wahrnehmung von Gerüchen und der Weiterleitung von Informationen an das Gehirn. Es wird angenommen, dass das SARS-CoV-2-Virus diese Neuronen entweder direkt oder durch Entzündung schädigt, was zum Verlust oder zur Veränderung des Geruchsinns führt.
Während viele Betroffene ihre Geruchsfunktion in den Wochen nach der Erkrankung wiedererlangen, leiden andere unter einem anhaltenden oder dauerhaften Verlust.
Derzeit werden verschiedene Behandlungsstrategien für Riechstörungen nach COVID-19 untersucht.
Aktuelle Behandlungen und neue Therapien
Wie bereits in unserem Literaturüberblick erwähnt, wurden in diesem Jahr mehrere Studien zu Behandlungsmöglichkeiten für Geruchsveränderungen nach COVID-19 veröffentlicht. Hier geben wir einen Überblick über die Ergebnisse ausgewählter klinischer Studien zur olfaktorischen (Geruchs-) Dysfunktion nach COVID-19.
- Intranasales EDTA: Chelattherapie zur Wiederherstellung des Riechvermögens
In einer anderen Studie wurde die Verwendung von Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), einem Kalziumchelatbildner (ein Chelatbildner ist ein Molekül, dass Ionen binden kann), als Nasenspray zur Behandlung von Riechstörungen nach COVID untersucht. Kalziumionen spielen eine Rolle bei der Desensibilisierung von Geruchsrezeptorneuronen. Die zugrundeliegende Hypothese für die Verwendung von EDTA als Behandlung ist, dass EDTA durch die Bindung an diese Kalziumionen die Geruchsfunktion wiederherstellen kann.
An dieser randomisierten Studie nahmen 50 Patientinnen teil, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: Die eine Gruppe erhielt ein standardmässiges Riechtraining, die andere ein Riechtraining in Kombination mit einem 1%igen EDTA-Nasenspray.
Die Ergebnisse zeigten, dass 88 % der Patienten in der EDTA-Gruppe eine klinische Verbesserung ihres Geruchssinns erfuhren. Nur 60 % der Patientinnen in der Gruppe, die nur ein Riechtraining absolvierte, zeigten eine klinische Verbesserung ihres Geruchssinns. Darüber hinaus zeigte sich in der EDTA-Gruppe eine signifikante Verringerung des nasalen Kalziumspiegels, was die Hypothese stützt, dass die Chelattherapie die kalziumbedingte Desensibilisierung der Geruchsrezeptorneuronen abmildern könnte.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass intranasales EDTA eine wertvolle Ergänzung bei der Behandlung von COVID-19-induzierten Riechstörungen sein könnte. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse sind jedoch weitere Untersuchungen mit grösseren Stichproben erforderlich.
- Riechtraining mit topischen nasalen Kortikosteroiden
In einer kleineren Studie wurde die kombinierte Wirkung von Riechtraining (OT) und topischen nasalen Kortikosteroiden bei Patienten mit Riechstörungen nach einer COVID-19 untersucht. Zwanzig Patientinnen wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Riechtraining allein und Riechtraining in Kombination mit topischen nasalen Kortikosteroiden (Mometasonfuroat-Nasenspray).
Nach drei Monaten zeigte sich in beiden Gruppen eine Verbesserung der Geruchsfunktion, wobei die Gruppe, die topische nasale Kortikosteroide erhielt, eine nachhaltigere Erholung zeigte.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass das Riechtraining allein zwar kurzfristige Vorteile bietet, die Kombination mit topischen nasalen Kortikosteroiden jedoch eine länger anhaltende Verbesserung der Riechfunktion bewirkt.
Wenn Sie selbst Veränderungen in Geruch und Geschmack feststellen, lesen Sie unseren Ratgeber für Riechtraining oder tauschen Sie sich im Altea Forum über Ihre Erfahrungen aus.