Viele Menschen, die an Long COVID leiden, berichten, dass sie trotz Müdigkeit nicht richtig zur Ruhe kommen. Schlafstörungen gehören zu den häufigen, aber oft unterschätzten Symptomen. Sie beeinflussen den Alltag erheblich – von der Energie und Konzentration bis hin zum allgemeinen Wohlbefinden. In diesem Artikel erfahren Sie, warum der Schlaf bei Long COVID gestört sein kann und welche Massnahmen helfen können.
Was die Forschung sagt
Häufige Schlafprobleme
Zu den häufigsten Beschwerden zählen Einschlafstörungen, häufiges nächtliches Erwachen und unruhiger Schlaf. Studien deuten darauf hin, dass Menschen mit Long COVID besonders häufig unter unterbrochenem oder unruhigem Schlaf leiden.
Physiologische Zusammenhänge
Forschende vermuten, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen, darunter Veränderungen im autonomen Nervensystem, welche den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflussen, sowie anhaltende Entzündungsprozesse im Körper. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Evidenzen aus Studien
Ein Team der Faculty of Medicine des Vajira Hospitals in Bangkok hat in Zusammenarbeit mit dem NIHR Maudsley Biomedical Research Centre in Grossbritannien eine Meta-Analyse (Zusammenfassung mehrerer Studien) zu Schlafproblemen bei Long COVID durchgeführt. Die Auswertung von 29 Studien mit insgesamt 13 935 Personen zeigt, dass etwa 46% der Betroffenen über Schlafprobleme berichten (PubMed-Link).
Die Schlafprobleme ähneln häufig denen bei chronischer Insomnie: Betroffene haben Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen, wachen nachts häufig auf und ihr Schlaf ist nicht erholsam. Ob sich diese Schlafstörungen auch in messbaren Schlafmustern ähnlich darstellen wie bei klassischer Insomnie, ist bisher wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht. Es gibt bislang nur wenige kleine Studien, die jedoch eine Tendenz in Richtung chronischer Insomnie vermuten lassen. Dennoch könnten bewährte Ansätze aus der Behandlung von Insomnie auch bei Long COVID unterstützend eingesetzt werden.
Polysomnographische Untersuchungen (spezialisierte Schlafmessungen) an einer Gruppe von 17 Patient:innen zeigen, dass die Schlafparameter denen bei typischer chronischer Insomnie sehr ähnlich sind. Das deutet darauf hin, dass vergleichbare therapeutische Ansätze sinnvoll sein könnten (PubMed-Link).
Auswirkungen auf den Alltag
Schlafprobleme bei Long COVID wirken sich oft auch über die Nacht hinaus aus. Betroffene berichten, dass sie sich tagsüber erschöpft und energielos fühlen, ihre Konzentration nachlässt und ihre Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Schlafmangel kann zusätzlich die Psyche belasten und zu Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen oder einer erhöhten Anfälligkeit für Stress führen. In Kombination mit anderen Long-COVID-Symptomen wie Fatigue, Muskelschwäche oder „Brain Fog” verstärken gestörter Schlaf und fehlende Erholung die Belastung erheblich. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ist ein wichtiger Schritt, um wirksame Massnahmen gegen die Beschwerden zu entwickeln.
Praktische Ansätze und Erfahrungen von Betroffenen
Viele Menschen, die an Long COVID leiden, berichten von typischen Schlafproblemen wie häufigem nächtlichem Aufwachen oder Einschlafschwierigkeiten. Bisher gibt es nur wenige Studien, die dokumentieren, welche Strategien Betroffene selbst anwenden. Bewährte schlafmedizinische Ansätze aus der Behandlung chronischer Insomnie können jedoch übertragen werden:
- Schlaftagebuch führen: Darin werden Schlafzeiten, Stimmung und Faktoren, die das Ein- oder Durchschlafen beeinflussen, aufgezeichnet.
- Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen: Atemübungen oder progressive Muskelentspannung beruhigen den Geist.
- Bewegung und Tageslicht: Leichte Aktivität am Tag und ausreichend Tageslicht stärken den Schlaf-Wach-Rhythmus.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Verhaltenstherapie, Schlaflabore oder ärztliche Begleitung in Anspruch nehmen, wenn sich keine Verbesserungen zeigen.
Diese Massnahmen können die Schlafqualität schrittweise verbessern. Ihre Wirksamkeit ist individuell unterschiedlich, und sie ersetzen keine ärztliche oder therapeutische Begleitung. Weiterführende Informationen und Tipps sind beispielsweise auf der Webseite der CSS zu finden.